Historie

Für die ISNA wurde 2012 ein besonderes Jahr eingeläutet. Wir feierten das 10jährige Gründungsjubiläum.

Vom 10.-12. Oktober 2002 fand der erste Snoezelenkongress an der Humboldt-Universität zu Berlin1. Snoezelenkongress an der Humboldt-Universität zu Berlin 2002 unter dem Titel „Snoezelen – viele Länder– viele Konzepte“ statt, an dem Vertreter aus Großbritannien, Irland, Japan, Kanada, Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Russland, Schweden, Schweiz und natürlich Deutschland teilnahmen.

Bereits 20 Jahre zuvor hatte ich vom Snoezelen im Zusammenhang mit meiner Arbeit im Bereich der Wahrnehmungsschulung und –förderung und der Gestaltung von Sinnesgärten gehört und Verbindung zu Ad Verheul in den Niederlanden aufgenommen. Ad Verheul und ich haben uns dann 2001 entschlossen, auf Suche zu den Menschen in den verschiedensten Ländern zu gehen, denen das Snoezelen bereits bekannt war und die es auch schon praktizieren. Wir hatten schließlich zehn weitere Nationen gefunden, bei denen das Snoezelen bereits im Plan stand. Auf diesem 1. Snoezelen-Kongress in Berlin haben wir auch den Namen ISNA – „International Snoezelen Association“ – für unsere Organisation festgelegt.

Schon vor der Konzipierung von Snoezelenräumen in den Niederlanden durch ein engagiertes Team unter der Leitung von Ad Verheul und Jan Hulsegge konnte man in der Literatur Gedanken zu einer solchen „multisensorischen Umgebung“ finden. Cleland und Clark sprachen in ihren ersten Aufsätzen im „American Journal of mental deficiency“ (1966/1967) von der so genannten „Sensory Cafeteria“ - und das nicht ohne Grund:
Betritt man einen Snoezelenraum, so wird in der Regel zuerst der Blick auf die vielen Lichteffekte gelenkt. Ich kann mich an die wenigen Snoezelenfilme aus den 80er Jahren entsinnen. Sie waren meist Werbematerial von Unternehmen, die solche Räume einrichteten. Die Betrachter saßen vor einem Bildschirm - vor ihnen blinkte und blitzte alles im schnellen Tempo bunt durcheinander, hinzu kam noch Musik, die wenig reflektiert ausgewählt war.
Ein außenstehender Beobachter muss wohl erschrecken: „Um Himmels willen, wie können wir in so einem Durcheinander und angesichts der Vielzahl an Reizen noch einen Menschen in diesen Raum schicken, der Ruhe braucht, sich entspannen will oder sich erst einmal nur auf einzelne Effekte konzentrieren soll!“ Über diese Fülle an auf die Klienten einströmenden Reizen hat man anfangs (leider häufig auch heute noch) wenig nachgedacht. Aus diesem Grund haben viele Personen - vor allem aus den therapeutischen Berufen und der Wissenschaft - diese unstrukturierten und unkontrollierten Snoezelenangebote abgelehnt. Die Gefahr der Überfrachtung mit Reizen ist in Snoezelenräumen sehr groß. Optische, akustische und taktile Gerätschaften müssen unbedingt nach den Bedürfnissen und auch Beeinträchtigungen (Behinderung/Krankheiten) der zu betreuenden Personen ausgewählt und eingesetzt werden, um den oder die Klienten nicht zu überfordern und Reiz auslösende Gefahren zu vermeiden. Wir hatten den Anspruch, dass eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung angeboten werden muss, das wurde auch durch die Kontakte mit vielen Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland deutlich.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich diesbezüglich vor allem in Deutschland viel bewegt. In diesen Ländern wurde das Snoezelen als „freies Angebot“ und „gelenktes Angebot“, d.h. als spezielle Intervention in der Förderung und Therapie und auch als Entspannungsmethode, weiterentwickelt. Beginnend mit der Ausbildung der Studierenden an Fachhochschule und Hochschule und meines Wissens in dem ersten Snoezelenraum an einer Universität konnten wir neue Konzepte planen und erproben sowie auch intensiv auf dem Feld der Snoezelenintervention forschen. Die Literaturliste auf dieser ISNA-Homepage zählt die in diesen Jahren entstandenen Diplom- und Wissenschaftlichen Hausarbeiten auf.

In vielen Forschungsberichten zur Effizienz von Snoezelen haben Studierende Schüler der verschiedensten Altersstufen und Behinderungsgrade intensiv über eine Dauer von zehn bis zwölf Snoezelenstunden beobachtet, die Ergebnisse festgehalten und ausgewertet. Beobachtungs- und Fragebögen wurden eingesetzt. Der „Fragebogen zum Wohlbefinden“ konnte mit Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen der ISNA nicht nur in Deutschland, sondern auch in Finnland, Kanada und Schweden eingesetzt werden (vgl. Snoezelen – Anwendungsfelder in der Praxis, S. 79-102). Wichtige Ergebnisse für die Praxis finden sich auch in der Dissertation des Pädagogen und Komponisten Martin Buntrock zur „Wirkung von spezieller Entspannungsmusik im Snoezelenraum“ (2010), die Begründungen für die Effizienz von Entspannunsmusik liefert. Zur Erfassung der biometrischen Daten bestand bei seinen Untersuchungen und auch in weiteren Seminaren eine enge Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Prof. Dr. Beate Meffert und ihren Studierenden des Instituts „Signalverarbeitung und Mustererkennung“ an der Humboldt-Universität zu Berlin (auch Referentin auf mehreren ISNA-Kongressen).

  Arbeiten mit Kindern an der Humboldt-Universität zu Berlin         seminarraum thumb Fach-Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin

Das Interesse für die Snoezelenseminare war und ist bei den Studierenden und Kollegen in diesem pädagogischen und therapeutischern Feld sehr groß. So lag es auf der Hand, qualifizierte Fachkräfte für die Arbeit im Snoezelenraum auszubilden. Diese Zusatzqualifikation umfasst - eingerechnet häusliches Studium, Praktikum und Prüfungseinheiten - insgesamt 200 Stunden. Die 96 Theorie- und Praxisstunden verteilen sich auf 4 zusammenhängende Modul-Blöcke von jeweils 24 Stunden. Die Basis bilden die Module I und II, deren Inhalt in allen Ländern verbindlich gelehrt wird. Die Anwendungsmodule III und IV können nach einem Katalog und Interesse der Teilnehmer ausgewählt werden. Hier zeigen sich natürlicherweise kulturspezifische Abweichungen (vgl. Webseite hier...). Insgesamt haben bislang ca. 1700 Personen die „international anerkannte Zusatzqualifikation Snoezelen“ erworben. Auch im Ausland bieten wir diese Kurse seit 12 Jahren in Südkorea an, ebenso in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Luxemburg, Japan, Polen, Rumänien und Tschechien.

Leider ist immer noch die Tendenz zu spüren, dass viele Leiter von Einrichtungen meinen, für die Anwendung des Snoezelens in den eigens dafür eingerichteten Räumen sei keine spezielle Qualifikation nötig. Ohne Ausbildung wird es jedoch schwer sein, einen Förder- oder Therapieerfolg zu erzielen. Auch Wohlbefinden, Ruhe und Entspannung bei nicht fachgerecht eingerichteten Räumen und ohne Zusatzqualifikation wird häufig ein Versuch-Irrtum-Prozess sein, der sich eher belastend auf unsere Klientel auswirkt.

Wir haben erkannt, dass neben den Seminaren in zentralen Schulungsstätten (siehe: Veranstaltungen) vermehrt Inhouse-Veranstaltungen direkt in Institutionen, welche Snoezelenräume planen bzw. bereits installiert haben, angeboten werden müssen. So haben wir uns in den letzten Jahren umgestellt und auf entsprechende Anfragen reagieren. Selbstverständlich ist es auch unsere Aufgabe, Mitglieder bei der Einrichtung von Snoezelenräumen und dem Erstellen von Konzepten zu beraten.

 

 

 

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